R.I.P. JOACHIM SIEGERIST (1947-2023)

Wir haben am Freitag in Bremen Joachim Siegerist zu Grabe getragen, einen der schillerndsten deutschen Journalisten der Nachkriegszeit. Er war am 28. Januar, einen Tag vor seinem 76. Geburtstag, in seiner Hamburger Wohnung verstorben.

Begleitet von Hildegard Knefs Lied der "regnen(den) rote(n) Rosen" nehmen sechs schwarz gekleidete Träger den Holz-Sarg in der Kapelle an sich - die 60 Gäste hinterdrein. Trotz medialer Diffamierung - zuletzt nochmal in einem Schmutzartikel der "taz" als "Hassprediger" und "rechtsradikal" - sind auffällig viele Ausländer darunter: Türken, Letten, Rumänen, Afrikaner. Sie erinnern sich an die vielen Hilfsaktionen - organisiert oder spontan -, die Joachim armen Menschen großzügig zuteil werden ließ. Auch mich hatte er Projekte in Griechenland, Ägypten, Tschechien, Argentinien und zuletzt in der Ukraine ausführen lassen. Wir kannten uns seit 2010.

Sein rumänischer Patensohn gesteht mir unter Tränen, dass wohl "die Spritzen" gegen Corona nun für das abrupte Ende verantwortlich gewesen seien - er hatte ihn als erster tot im Bett gefunden, Mund und Kissen mit Blut befleckt. Siegerist war aufgrund jahrelanger Parkinson-Qualen am Ende nicht mehr so entscheidungskräftig wie früher.

In der Trauer-Rede ist sein führendes ehrenamtliches Wirken für Unions-Wahlkämpfe der alten West-BRD - u.a. für Strauß -, sowie seine starke Rolle in der lettischen Politik nach der Wende gewürdigt worden. Siegerist sagte mir selbst mal vor Jahren, dass Bundeskanzler Kohl eine von ihm angestrebte Regierung in Riga während der 1990er Jahre verhindert habe. Sein lettischer Vater hatte wie gut eine Million weiterer Sowjetbürger als Freiwilliger auf deutscher Seite im Zweiten Weltkrieg gegen den Bolschewismus gekämpft. Siegerist wusste um linke Ideologien - und bekämpfte sie Zeit seines Lebens.

Trotz Ausbildung zum Schriftsetzer und Journalisten, jahrzehntelanger Arbeit in der Branche und zwischenzeitlichem Posten als Chef-Reporter der Fernsehzeitschrift "Hörzu", hatte Siegerist bis zuletzt nie einen Presse-Ausweis. Den hielt er für "Quatsch". Er folgte nicht schlicht einem Beruf, sondern seiner Berufung.

"Du musst so schreiben, wie die Leute sprechen", hatte er mir für die Reportagen in seinem "Deutschland-Magazin" mit auf den Weg gegeben. Dies habe ihm der Großverleger Axel Springer so beigebracht. Nach dem Ausstieg aus der Systempresse und der CDU 1986/87 ist Siegerist dann ganz schnell als "rechtsradikal" gebrandmarkt worden. Im bunten Neu-Deutschland ist er nie ganz angekommen - und bis zuletzt ein ganz besonderer, durch und durch individualistischer Mensch mit dem Herzen am rechten Fleck geblieben.

👉https://www.tg-me.com/billsix/70 (Fotos)

👉https://konservative.de/Ueber-uns/Vorsitzender (Vita)

👉https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2023/joachim-siegerist-war/ ( Rückblick des zeitweisen Wegbegleiters Ronald Gläser )

( E N G . ) - ( On Friday we buried Joachim Siegerist, one of the most interesting German journalists after World War II. He died at home, in Hamburg, on January 28th, one day before his 76th birthday. Now he rests on a cemetary in Bremen/Germany. He had not just released stories and books, but also helped poor people all around the world. We knew and worked with each other since 2010. )